Neulich hatte ich einen Traum. Ich saß auf einer riesigen, pinkfarbenen Bank. In der Hand hielt ich eine Schachtel Baci di Dama. Neben mir saßen Unbekannte, mit denen ich sprach. Was sollte mir das sagen?
Plötzlich sehe ich etwas durch die Luft wirbeln. Der Himmel war klar und die Sonne stand bereits tief und warf lange Schatten. Es flattert von einer leichten Brise getrieben, aber ich kann die Umrisse nicht erkennen. Ich weiß, an was ihr denkt! Nein. Es war keine Feder. Langsam landet es auf meiner Keksschachtel und noch bevor ich es an seiner Form und Farbe erkenne, erkenne ich es an seinem Duft: Es war eine anmutige, große und stark duftende Trüffelscheibe. Ich wachte auf, rief ein paar Freunde an und am ersten passenden Wochenende ging es los. Wie sagte Sepúlveda? „Und wenn alles ein Traum ist, na und. Mir gefällt es und ich will weiter träumen.“
Also, da bin ich. Mit meinen beiden langjährigen Freunden und unseren Lebensgefährtinnen. Wenige, aber gut, so wie die Weine, die wir verkosten wollen.
Tatsächlich ist an diesem Wochenende ein besonderer Jahrestag: Ich bin schon ganze zwölf Jahre mit Lucia verlobt. Ganz schön lange, nicht wahr? Die Zeit ist wie im Flug vergangen und zwischen Studium und Karriere haben wir es nicht bemerkt. Ich spüre, dass die Trödelei ein Ende haben muss. Seit einer Weile will ich sie schon fragen, ob sie mich heiraten will. Die Kulissen sind perfekt: die Hügel mit dem beinah schon herbstlichen Laub, das kleine Hotel, gepflegt in jeder Hinsicht und umgeben von Weinbergen, in denen die letzten Akte der Weinlese vonstattengehen. Die ersten Trüffel erscheinen auf den Tischen und in den Schaufenstern der Via Maestra in Alba, während die Vorbereitungen für den Mercato Mondiale del Tartufo, der bald eröffnet wird, in vollem Gang sind. Über die Details berate ich mich mit den Freunden. Sie sagen, es sei besser, wenn der schicksalshafte Augenblick in das Programm für den Sonntag eingefügt werde, zum Abschluss dessen, was sich nach unseren Plänen als tadelloses Wochenende ankündigt.
Den Samstag widmen wir dem Besuch eines experimentellen und interaktiven Weinmuseums, von dem wir gehört haben, einem Mittagessen in einer typischen Trattoria des Roero, einem Spaziergang mit einigen Selfies auf den riesigen Bänken und an Aussichtspunkten (nur um einen gesunden Neid auf den Socials zu wecken) und schließlich einem Besuch mit Verkostung in einer historischen Weinkellerei, einem Familienbetrieb, in dem wir uns mit den Besitzern unterhalten und ihnen Geschichten und Geheimnisse über ihre Weine entlocken können.
Das Abendessen? Ça va sans dire… in der Beletage eines alten, historischen Gebäudes, Trüffel, ausgezeichnete Weine und traditionelle Gerichte, neu interpretiert von einem jungen, aufstrebenden Koch. Von ihm werden wir noch hören!
Also am Sonntag, aber wo? Ich hoffe, sie versteht das nicht falsch, aber ich möchte es während eines Kochkurses machen. Dabei sein werden ich, sie, meine Freunde und die Signora Elvira, unsere Lehrerin und Komplizin. Wir werden uns durch Flan di cardo gobbo (Artischockendistel-Flan), Plin (kleine Ravioli) und mit Amaretti gefüllte Pfirsiche lavieren.
Ich mache mich auf den Weg, wünscht mir Glück! Ich werde euch berichten.
Es ist Sonntagabend, ich bin zuhause und mit Blick aus meinem breiten Fenster auf die Lichter der Stadt schlürfe ich ein wenig Barolo Chinato. Ich will den Geschmack dieser wunderbaren, schon leicht herbstlichen Pause noch aufrechterhalten.
Ihr wollt wissen, wie es gelaufen ist, nicht wahr? Man kann sagen was man will, aber die romantischen Dinge faszinieren immer.
Es ist gut gelaufen!! Die Signora Elvira hat uns in ihrer äußerst ordentlichen Küche empfangen, sie hat uns alles über den Flan erklärt, sie hat uns in die Kunst des Nudelteigs eingeführt und auf ihren zarten Händen erschien ein kleines Bündel aus gerolltem Teig. „Also, das ist eine Plin, bitte, Signorina Lucia, öffnen Sie sie und schauen Sie, ob die Füllung Ihrer Meinung nach gut ist“. Voilà! Der Ring, sie ungläubig, ich, mit mehlbestäubten Händen, frage sie: „Na, heiraten wir?“. Verblüffung, Tränen, Umarmungen, Glückwünsche und große Freude. Das Mittagessen ist ausgezeichnet, obwohl wir es zubereitet haben. Lucia ist im siebten Himmel, sie hat „ja“ gesagt, aber unter einer Bedingung: Wir heiraten hier, in diesen Hügeln. Sie hat gelesen, ich weiß nicht wo, dass es hier wunderschöne kleine Landkapellen gibt, gemütlich und in absolutem Einklang mit der Landschaft.
Wer weiß, wie lange sie von diesem Augenblick geträumt hat? Wer weiß, ob sie ihn sich so vorgestellt hat? Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sich auch in den Träumen versteht. Und wie schon Saint-Exupéry sagte, es gilt die Regel „Mach aus deinem Leben einen Traum und aus einem Traum eine Wirklichkeit“; ich denke, dieses Mal ist es mir wirklich gelungen.
„Und wenn alles ein Traum ist, na und. Mir gefällt es und ich will weiter träumen.“