Nizza, zwischen Barbera und Bagna Cauda

Nizza, zwischen Barbera und Bagna Cauda

Städtische Routen

Nizza, zwischen Barbera und Bagna Cauda

Nizza Monferrato, im Dialekt liebevoll dla paja (des Strohs) genannt, ist so etwas wie der Urtyp der piemontesischen Kleinstadt: die Alleen und Wälle, die Hauptstraße mit ihren Laubengängen und die alten Geschäfte mit ihren Holzschildern und geschnitzten Schaufenstern, die Piazza mit dem Turm des Rathauses, die Innenhöfe mit geheimnisvollen Schatten und Gärten, die Keller aus Ziegelsteinen, in denen sich oft Restaurants und Weinstuben befinden, die Tradition der Kälber (unendlich viele, alt eingesessene und bekannte Metzger) und des Foro Boario, Spiele und Wettkämpfe von einst, wie die Corsa delle Botti, die Märkte (ein Muss ist der des Antiquariats) und die historischen Messen (San Carlo, Santo Cristo, Bue Grasso), die Kirchen und Bruderschaftskirchen, die Häuserblock um Häuserblock die Religiosität bewachen, und die stets oben auf den Hügeln gelegenen Landkapellen, die Bauernhöfe und Herrenhäuser segnen.

Außerdem ist dieses Städtchen zwischen dem Fluss Belbo und dem Bach Nizza berühmt für das begehrte Feinschmeckerprodukt Cardo Gobbo (bucklige Karde), die „Königin der Bagna Cauda“. Hinzu kommen die traditionellen Amaretti-Kekse, Weine (allen voran der Barbera dAsti, der hier seit 2014 das DOCG „Nizza“ trägt), Trüffel und viele Handelsprodukte zwischen Meer und Ebene, von Sardellen über Öl und Stockfisch bis zum Käse.

Der Rathausplatz ist das Herz der Altstadt und genau hier errichtete Alessandria, nachdem es Asti besiegt hatte, die erste Ansiedlung der villa-nuova, bei der ehemaligen kleinen Kirche San Giovanni in Lanero (1826 abgerissen). Hier ist unser Ausgangspunkt, wo sich der El Campanòn genannte Glockenturm in den Himmel reckt und das Meer aus roten Ziegeldächern beherrscht. Er ist das Wahrzeichen der kommunalen Unabhängigkeit und steht neben dem Palazzo Civico, dem Rathaus, das in den vergangenen Jahrhunderten oft umgebaut wurde. Es stammt aus dem Jahr 1353, erhielt seine heutige Form aber erst 1883-84, als man die Zinnen erneuerte und den Turm erhöhte, der nun 28 Meter hoch ist. Im Ratssaal wird das Liber Catenae (13.-14. Jh.) aufbewahrt, das angekettete Buch mit den gesammelten Gemeindestatuten von Nicea Palearum oder „Nizza des Strohs“.

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Canelli, das "Tor zur Welt"

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Der den Märtyrern von Alessandria gewidmete Platz ist von schönen Palazzos aus dem 18.-19. Jahrhundert umgeben, darunter der großartige, architektonisch wertvolle Palazzo De Benedetti. Wir gehen ein paar Schritte unter den Laubengängen der Via Carlo Alberto, der so genannten Via Maestra, die reich an Geschäften und Holzarbeiten des frühen 20. Jahrhunderts ist. Vom Rathausplatz nehmen wir die Via Pistone, dann die Via Gioberti, an deren Ende wir mit der Nr. 39 das Casa delle Tre Palle (Haus der drei Kugeln) antreffen. Es verdankt seinen Namen den Kanonenkugeln, die in die Fassade eingemauert sind und an die zahlreichen Belagerungen erinnern, die die Stadt im 17. Jahrhundert erlitt.

Wir nehmen nun die Via Spalto Nord (Nordwall) in Richtung des „del Castello“ genannten Viertels. Diese Ortsnamen weisen darauf hin, dass Nizza bis 1647 eine befestigte, dreieckige Stadt war, die von einer Stadtmauer umgeben war. An den Nordwall schloss sich im Westen die Burg an, die das Stadttor Porta di Belmonte, am Zusammenfluss des Baches Nizza mit dem Belbo, verteidigte. Von den massiven Mauern sind heute nur noch Spuren in den Kellern der Häuser am Bach erhalten.

Ungefähr an der Stelle des alten Stadttors befindet sich heute die Piazza XX Settembre, der Gemüsemarkt, mit dem passenden Denkmal für Francesco Cirio, dem Gemüsekönig, der hier bettelarm geboren wurde und dann im nahen Turin als Erfinder des Konservierungsprozesses für Lebensmittel in Dosen berühmt wurde.

Der Zusammenfluss von Nizza und Belbo ist heute kaum noch sichtbar, aber wir gehen weiter im Dreieck des alten Viertels am Belbo entlang durch die Via Cirio zur Piazza Cavour. Wir kreuzen dabei eine der Hauptverkehrsadern: die nach Acqui Terme (die Umgebung von Nizza wird in der Route „Das Monferrato von Nizza“ beschrieben). Kurz hinter der Brücke über den Belbo liegt links die Piazza Dante, wo alles an die Atmosphäre des frühen 20. Jahrhunderts in diesem dynamischen, ehrgeizigen Provinzstädtchen erinnert, das auf den Zug des Fortschritts aufsprang und Teil davon wurde.

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Das Monferrato von Nizza

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Und hier ist auch gleich der Bahnhof (die Bahnstrecke Cavallermaggiore-Nizza war eine der ersten des Königreichs) und direkt gegenüber steht der großartige Betrieb, der von Arturo Bersano gegründet wurde. Er war einer der edlen Väter des piemontesischen Weins, dessen Motto „Wenn du trinken willst, kaufe dir einen Weinberg“ noch heute die philosophische Grundlage der regionalen Produktion ist. Dieses Erbe hat uns das schöne Museo Bersano delle Contadinerie e delle Stampe Antiche sul Vino (Bersano-Museum der Bauernkultur und der Weinausdrücke)External link hinterlassen, das mehr ist als nur eine Werkzeugsammlung. Hier durchläuft man die letzten vier Jahrhunderte der Geschichte des Weins und die „Raccolte“ (Sammlungen), ein echtes Archiv dokumentierter Erinnerungen der bäuerlichen Kultur. Hier hat auch die studentenhafte Confraternita della Bagna Cauda (Bruderschaft der Bagna Cauda) ihren Sitz, die den Preis „Paisan Vignaiolo“ (Weinbauer) vergibt: eine der ersten und begehrtesten Auszeichnungen des Weins an die Welt der Literatur und des Journalismus.

Eine Kuriosität: Nizza Monferrato ist auch eine kleine Hauptstadt der Zuckertütchen und ein Stückchen weiter (Corso Acqui 254) befindet sich das kuriose Museum “Sug@r(T)_house”, das von der Firma Figli di Pinin Pero geführt wird. Auf sechs geführten Besichtigungstouren lernt man die Geschichte des Zuckers kennen.

Wir kehren auf die Piazza Cavour zurück, wo uns die klassizistische Kirche San Giovanni in Lanero erwartet, die nur den Namen der ehemaligen kleinen Kirche geerbt hat, mit der Kapelle San Carlo Borromeo. Alle Kirchen von Nizza, darunter San Siro und Sant’Ippolito, wurden im 18. Jahrhundert umgebaut, bewahren aber Einrichtungsgegenstände und Spuren ihrer Vorgängerinnen, wie die Beichtstühle aus dem 15. Jahrhundert von Sant’Ippolito.

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San Damiano d’Asti, ein Schachbrett am Borbore

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Weiter geht es durch die Via Pio Corsi (ehemaliger Bürgermeister und Modernisierer der Stadt) zum äußerst raffinierten Palazzo Crova. Er wurde nach einem Entwurf des Architekten Di Robilant errichtet und weist charakteristische Bogengewölbe und Terrakottaverzierungen auf. Im ersten Stock befinden sich der Palazzo del Gusto (Palast des Geschmacks), ein ungewöhnliches multimediales Museum, das dem Wein und der Gastronomie des Astigiano gewidmet ist, und Art ‘900, 100 Gemälde und Skulpturen des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung von Davide Lajolo (mit freundlicher Erlaubnis seiner Tochter Laurana). Im Erdgeschoss bietet die Enoteca Regionale (Regionale Önothek) von Nizza Monferrato einen schönen Blick auf den Garten im Hof.

Wir gehen über die so genannte Cima di Nizza, die Piazza Garibaldi (der ehemalige Rindermarkt ist heute eine schöne Mehrzweckhalle), wo viele Märkte stattfinden, darunter der bekannte Antiquitätenmarkt, und die Via Maestra endet. Ganz in der Nähe (Via Pistone, Ecke Via Cordara) kann man das Auditorium Trinità besichtigen, eine kleine, entweihte Kirche. Sie wurde von der Erca (der Accademia di Cultura Nicese) restauriert, die zahlreiche kulturelle Initiativen betreibt und sich auch liebevoll um den kleinen jüdischen Friedhof kümmert (wie in Jerusalem gibt es auch in Nizza Monferrato einen Garten der Gerechten).

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Moncalvo, die kleinste Stadt Italiens

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Durch die abgetretenen Sternie (Kieselsteinplasterstraßen) der Via Maestra rollen einmal im Jahr die Fässer der vielen Kellereien in einem Wettrennen von alter Tradition, während ganzjährig der elegante Bummel zwischen Einkäufen und Aperitifs stattfindet. Worauf wartet ihr noch?

Text von Pietro Giovannini

 
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