Über Asti wacht San Secondo, der Schutzpatron der Stadt.
Asti hat sehr viele stimmungsvolle Plätze, aber wie in allen Städten stellt einer den Salon dar, wo man sich trifft und wo sich das soziale Leben abspielt. In Asti ist dies der Platz vor der Collegiata di San Secondo (Stiftskirche San Secondo) und dem Municipio (Rathaus). Hier wimmelt es vor Leben: Hier verabreden sich junge Leute, treffen sich Mütter mit Kinderwagen und die alten Leute belegen die Bänke… Die Bürgermeister beobachten den Platz seit Jahrzehnten von ihren Büros aus und die Stimmen, die in die Rathausräume aus dem 18. Jahrhundert dringen, sind nichts anderes als ein Thermometer einer Gesellschaft, die sich ändert, gastfreundlich und im Wandel ist. San Secondo wacht von seiner Nische auf der Fassade der majestätischen Kirche aus über die Stadt und scheint allen Gesprächen der Bürger zu lauschen und ihnen so in Zeiten der Not Trost zu spenden und sich in glücklichen Zeiten mit ihnen zu freuen.
«Aste Nitet Mundo Sancto Custode Secundo» (Asti glänzt in der Welt dank seines Schutzheiligen Secondo).
Die Stiftskirche ist sehr alt. Heute sehen wir sie mit ihren gotischen Linien, den emporstrebenden Schiffen, dem unermesslichen Kunstschatz und der uralten Krypta, deren Fundament aus dem 6./7. Jahrhundert stammt. Die Kirche ist San Secondo geweiht, einer Persönlichkeit, um die sich mit der Geschichte verflochtene Legenden ranken: Vielleicht war er ein Bischof, vielleicht ein adliger Bürger, der bei Konflikten vermittelte, oder ein römischer Soldat, der den Märtyrertod starb, weil er den christlichen Glauben angenommen hatte, vielleicht auch alles zusammen. Es spielt kaum eine Rolle, denn San Secondo trägt jeder echte oder zugewanderte Einwohner Astis im Herzen, da Asti kraft seines Heiligen eine Stadt ist, die mächtigen Feinden zu widerstehen wusste, aber alle aufnahm, die in Frieden kamen. San Secondo lebte im 2. Jahrhundert n.Chr. und sein Leichnam ruht in einem silbernen Reliquienschrein in der Krypta dieser Kirche.

Eine lebhafte Verehrung und ein Palio, der nur stattfindet, wenn der Heilige es will.
Die Einwohner Astis begnügen sich nicht damit, ihn am ersten Dienstag im Mai zu ehren: Das Fest beginnt schon an den vorhergehenden Tagen und am Montag gibt es ein großes Feuerwerk ihm zu Ehren, dem ein reich gefüllter Veranstaltungskalender folgt. Höhepunkt ist die Darbietung des Drappo del Palio (Tuch des Palio) an die Stiftskirche San Secondo, mit Fahnenschwingern und Umzügen. Am Mittwoch schließen die Festlichkeiten mit dem traditionellen Karolingischen Jahrmarkt (Fiera Carolingia) ab. Und im September gibt es dann den Palio, bei dem Pferde, Menschen und Wappen aufgereiht werden, der aber erst mit dem Ruf „…los geht’s und möge San Secondo euch beistehen!“ starten kann.