Ich habe wenige Gewissheiten und die sind ausschließlich mit meinen Leidenschaften verbunden. Mein Lieblings-Champion ist Bartali. Ich höre gerne Paolo Conte. Ich mag Rotwein.
 

Ich liebe es, an der frischen Luft zu sein und die Welt vom Fahrradsattel aus zu betrachten, während all meine Muskeln daran arbeiten, mein Rad über die Straßen der Welt gleiten zu lassen. Kombiniert diese einfachen Elemente, würzt sie mit ein bisschen „Land, das nach Heu duftet und nach Ferne, in einem Walzer des Windes und des Strohs“, wie der Meister Conte in seinem wehmütigen „Diavolo Rosso“ singt, und dann versteht ihr, warum ich hier bin.

Ich, mein Rad, drei begeisterte Freunde und richtig Lust zu radeln, um mir noch unbekannte Landschaften, Orte, Geschmackserlebnisse und Düfte zu entdecken, die aber in gewisser Weise zu mir gehören. Das ist das Verdienst jener, denen es gelingt, Räume und Atmosphären durch die Poesie in der Musik zu malen.

Ich hatte diesen Kurzurlaub schon seit Monaten geplant: ein verlängertes Wochenende (mit kräftigem Frühstück) ohne Hast und mit regenerierenden Augenblicken für Gaumen und Geist. Schließlich sind wir Feinschmecker! Ich habe viel gelesen und zahlreiche Routen gefunden. Alle können wir nicht machen, wir müssen eine Auswahl treffen.
 

Erste Etappe: Monferrato. Hier sind die Hügel sanfter und so können sich die Muskeln langsam erwärmen und sich auf die anspruchsvolleren Routen der kommenden Tage vorbereiten. Wir übernachten in einer der vielen Bike-friendly-Unterkünfte mit sicheren Stellplätzen für unsere modernen und superleichten Räder. Wir hüten sie wie unsere Augäpfel und haben einen bekannten Slogan abgewandelt, der lautet: Karbon, egal in welcher Form, ist unvergänglich.

Bevor wir uns in die Tour stürzen, gönnen wir uns am Ankunftsabend ein Abendessen, um uns in Einklang mit der Umgebung zu versetzen: Vitello tonnato, Tatar vom Fassona-Rind und Braten à la Cavour. Wir sind nicht etwa gefräßig, wir achten nur auf unsere Proteinzufuhr! Scherz beiseite, die traditionellen, lokalen Gerichte sind, wahrscheinlich weil man auf diesen Hügeln schwer arbeiten muss, besonders geeignet für alle, die sich körperlich und mit Ausdauer betätigen wollen. Ein gutes Glas Rotwein… das darf nicht fehlen, denn das wäre wie eine Reise nach Paris, ohne den Eiffelturm zu sehen.
 

Und es sind genau diese großen Weine der Gegend, die unsere Routenauswahl inspirieren. Wir widmen die ersten beiden Tage den Rundtouren des Moscato und des Barbera. Die Strecken sind nicht übertrieben lang und so können wir schöne Pausen einlegen, um einige Fotos zu machen und geschichtsträchtige Orte zu besichtigen. Wir lieben es, unsere Tour mit kulturellen „Boxenstopps“ zu füllen, denn wir wollen schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen.

Die nächste Etappe ist die Langa. Auch hier wählen wir eine Unterkunft, die uns mit allem Nötigen versorgt: außer einem sicheren Platz für unsere Räder auch ein heiterer Ort, wo wir relaxen können, Schwimmbad, absolute Ruhe und viel Grün, auf dem unsere Blicke sich ausruhen können.

Zwischen den Burgen des Barolo… da wird der Spaß ernst. Es sind nicht etwa die Kilometer, die uns Sorgen bereiten, sondern der Gesamthöhenanstieg von mehr als 1000 Metern. Reicht unser Wintertraining dafür aus? Die Landschaft mit ihren Weinbergen soweit das Auge reicht belohnt unsere Mühen, es ist eine Abfolge kleiner Gemeinden, die wie Bonbonkästchen aussehen, Burgen und Aussichtspunkten.
 

Die Tage vergehen schnell, wir sind schon auf der letzten Tour, der des Barbaresco. Wir durchqueren die äußerst gepflegten Weinberge des Nebbiolo und entdecken schließlich die Orte des Schriftstellers Cesare Pavese. Er hatte tatsächlich Recht: „Nicht an Tage erinnert man sich, sondern an Augenblicke“ und dieser Kurzurlaub war voller unauslöschlicher Augenblicke.

Die Touren haben sich in jeder Hinsicht ausgezahlt: landschaftlich, kulturell und in Bezug auf Speis und Trank. Wir kommen ganz sicher wieder. Wer würde nicht den Rausch erleben wollen, auf den Straßen des legendären Gerbi, des roten Teufels, im Basso Monferrato unterwegs zu sein? Wer würde nicht die Anstiege der Champions angehen wollen, an denen Coppi sich mit Bartali maß? Wer würde nicht ein paar Tage im Roero verbringen wollen und sich an die vielen Offroad-Pisten zwischen Weinbergen und den spektakulären, steilen Rocche wagen? Ich lasse mich wiederum von Paolo Conte inspirieren und ich meine, Gerbi zu sehen „diese traurige Nase, wie ein Anstieg, und die fröhlichen Augen eines italienischen Ausflüglers“, wie er diese Hügel attackiert, wo immer „ein leichter Wind geht und das Land bellt“.

„Nicht an Tage erinnert man sich, sondern an Augenblicke“

Lass dich inspirieren:

Kunst und Design in den Hügeln.

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