Wollt ihr auch manchmal bloß noch flüchten? Dem Alltag entfliehen, der üblichen Routine, den täglichen Pflichten?
Mir geht es oft so, manchmal bin ich erledigt von den Problemen der Kunden meiner Anwaltskanzlei. Wenn mich dieses Gefühl der Entfremdung von meiner alltäglichen Umgebung überkommt, wenn meine Chakren ein wenig „aufgefrischt“ werden müssen, dann weiß ich stets, wo ich mein inneres Gleichgewicht wiederfinde: Ich komme hierher. Ja, hierher. Seht auch ihr dieses Schauspiel? Noch nicht? Dann lasst mich euch davon erzählen und versucht, euch mit mir zusammen den Tag vorzustellen, an dem auch ihr euch diesen kleinen, erholsamen Luxus gönnen werdet.
...in perfektem Einklang mit der Natur und dieser Hügellandschaft leben
Unsere Yoga-Lektion findet in einem jungen und leuchtenden Weinberg statt
Das zeigt, dass das Schöne und die Kunst im Lauf der Jahrhunderte nie Grenzen hatten
in einem Amphitheater, in dem der Drahtfunk den perfekten Soundtrack unseres Urlaubs überträgt.
Hier. Ein Ort so nah und doch in weiter Ferne (Wim Wenders möge mir das Zitat verzeihen) von den üblichen Gewohnheiten. Ich weiß mit Sicherheit, dass es eine angenehme, spirituelle und hoffentlich auch sehr aktive Pause wird. Also ziehe ich den Stecker. Ich nehme meinen Lebensgefährten Andrea mit, der wie ich (auch er ist Anwalt) eine kleine, erholsame Pause benötigt, und erreiche diese Hügel, auch nur für ein Wochenende, um mich anregenden Aktivitäten zu widmen und Menschen zu treffen, die ein Leben in perfektem Einklang mit der Natur und dieser Hügellandschaft leben.
Manchmal, wenn ich bei meinen Fluchten das Gesellige dem Romantischen vorziehe, nehme ich auch Freunde mit: Sie sind mir stets dankbar dafür. Ich bin ihre Mentorin fürs BuonVivere! Und darauf bin ich sehr stolz.
Es ist später Frühling und ich übernachte in einem Glamping mitten im Grünen. Ich liebe es, aufzuwachen und komplizenhafte Blicke mit Eichelhähern zu wechseln, das Blau ihres Federkleids verzaubert mich. Nachts lausche ich gern dem Gelächter der Füchse, ich glaube, sie lachen über uns und unsere New-Age-Musik, die wir zuhause auf dem Sofa hören.
Das von mir organisierte Wochenende beginnt mit einem Willkommenstrunk im Patio eines mit allem Komfort ausgestatteten Bungalows. Telefone abgeschaltet und wir bereiten uns auf ein mehr als romantisches Abendessen vor: ein intimes Abendessen, in einem casot inmitten der Weinberge! Einst waren dies kleine und funktionale Geräteschuppen, heute sind einige davon in exklusive Restauranträume umgewandelt worden, in die nur wenige Menschen passen. Zu zweit ist es phantastisch!
Am nächsten Morgen, nachdem wir eng umschlungen den Klängen des Waldes aufmerksam gelauscht haben, bereiten wir uns auf den Sonnengruß und das Erwachen der Muskeln vor. Unsere Yoga-Lektion findet in einem jungen und leuchtenden Weinberg statt, auf einer Matte aus grünem Gras und duftenden Kräutern: der Geruch der Erde, an den wir kaum noch gewöhnt sind.
Ein reichhaltiges Frühstück und schon sind wir bereit für einen Spaziergang auf einem der vielen Wanderwege der Gegend. Andrea und ich gehen gerne durch die Natur. Wir wählen eine nicht allzu schwere Route, die aber auch in kultureller Hinsicht etwas zu bieten hat. Los geht’s!
Über Hügel und durch Täler, über Felder und durch Wälder: Hinter jeder Biegung liegt eine neue, äußerst entspannende Landschaft. Hier gibt es kein Gedränge. Hier sind nur wir, unsere Wanderkarte und ein paar kleine Hasen, die davonstieben, wenn sie das Geklacker unserer Nordic-Walking-Stöcke hören. Wir kommen durch viele Dörfer und Ortsteile, wo Kirchen Kunstwerke enthüllen, die wir niemals in diesen ländlichen Gegenden vermutet hätten. Das zeigt, dass das Schöne und die Kunst im Lauf der Jahrhunderte nie Grenzen hatten.
Wir stoßen auch auf die entweihte Kapelle Beata Maria Vergine del Carmine, jetzt als Tremlett-Kapelle berühmt. Der Künstler war in dieser Hügellandschaft in Hochform und dieses Werk ist nur eines von vieren, die man in den Langhe und dem Monferrato bewundern kann. Ein Stück weiter machen wir Halt in einem Weinberg, wo große Buntstifte den Platz der traditionellen Stützpfähle eingenommen haben. Wir nutzen den vom Weinbauer hier zurückgelassenen Korb, in dem sich Flaschen mit Moscato und Gläser befinden. Wir öffnen eine Flasche, setzen uns und betrachten die Landschaft. Auch das letzte Chakra kehrt an seinen Platz zurück.
Ein Mittagessen in einer Trattoria, in einer von jenen, wo die Großmutter in der Küche noch immer den Ton angibt. Danach geht es weiter, aber etwas weniger energisch, weil die Agnolotti besonders gut waren und wir uns zu einem Nachschlag haben überreden lassen. Eine einfache, abwechslungsreiche Route, frische und duftende Luft: Aus den Höfen der Häuser drängen die üppigen Glyzinien hervor und die Wiesen sind mit Hyazinthen und Iris gesprenkelt.
Wir entspannen uns in unserem zwitschernden Patio. Das Abendessen haben wir in einem Sternerestaurant bestellt, Andrea hat hervorragende Bewertungen gelesen. Ich werde euch davon erzählen. Jetzt sei nur gesagt: vorzüglich! Die letzte Nacht im Wald. Die Füchse enttäuschen uns nicht und wiegen uns mit ihren wie Gesänge klingenden Rufen in den Schlaf. Den Kontrapunkt setzt ein eindeutig verliebtes Käuzchen, das sehr nah zu sein scheint, vielleicht in den Zweigen der alten Ulme.
Noch eine Yoga-Lektion und nach dem Frühstück unternehmen wir eine Mountainbike-Tour. Dann wird es Zeit, in unseren Alltag zurückzukehren. Es wäre schön, wenn wir bis zum Abend bleiben könnten, wenn der Himmel sich orange färbt, um einen besonderen Sonnenuntergang zu genießen, in einem Amphitheater, in dem der Drahtfunk den perfekten Soundtrack unseres Urlaubs überträgt. Wir kommen im Sommer wieder.
... wenn meine Chakren ein wenig „aufgefrischt“ werden müssen, dann weiß ich stets, wo ich mein Gleichgewicht wiederfinde.
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