
Ihre Majestät, der Fette Ochse
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Fett ist manchmal schön, vor allem, wenn es sich um einen Ochsen handelt. Seit fast 400 Jahren findet in Moncalvo einer der ländlichsten und charakteristischsten Wettbewerbe des Piemonts statt, der um das schönste Rind der Piemontesischen Rasse. Die heißersehnte Veranstaltung versetzt in längst vergangene Zeiten, als diese Tiere noch aktiv an der örtlichen Wirtschaft beteiligt waren.
Der Tag fängt früh an, im ersten kalten Licht des Morgengrauens im Dezember, und alle treffen sich unter den stimmungsvollen Laubengängen: Nach und nach kommen die besten Exemplare an, begleitet von ihren stolzen Züchtern. Die Tiere sind zwischen 4 und 5 Jahre alt und wiegen 10 bis 14 Doppelzentner: ruhige, weiße Riesen, die sich ihrer Schönheit und Überlegenheit augenscheinlich nicht bewusst sind. Eine hochspezialisierte Jury wird sie beurteilen, aber erst nach einem nahrhaften Frühstück aus Kutteln und Kichererbsen, bei dem man Kontakte mit den Teilnehmern knüpft. Noch ein bisschen Schminke, wobei Mehl das Puder ersetzt, und die Kardätsche, um das Fell zu glätten, und schon sind diese Wunderwerke bereit für den Umzug auf der Piazza vor einem zahlreichen und, angesichts all dieser Stattlichkeit, respektvollen Publikum.
Alles wird bewertet: Haltung, Knochenbau, Muskel- und Fettmasse. Das Fell muss glatt und weich sein, ähnlich wie Cashmere, was mit dem reinen piemontesischen Akzent der Preisrichter etwas komisch klingt. Natürlich muss der Ochse zeigen, dass er in einer gesunden Umgebung aufgewachsen ist, in der sein Wohlergehen bis ins Detail gepflegt wurde. Er wird betastet, man klopft ihm aufs mächtige Hinterteil, man schaut ihm in die geduldigen Augen. Die Preisrichter vernachlässigen kein Detail und zum Schluss steht der Sieger fest: Er wird mit der Schabracke auf der Kruppe defilieren, begleitet vom Applaus der feiernden Menge. Ja, das ist wirklich ein großartiges Fest und man nimmt den Stolz jener wahr, die seit Jahren diese Tradition vorantreiben, die die Mühsal und die Leidenschaft des bäuerlichen Lebens feiert. Zum Abschluss des Vormittags verkostet man Kesselfleisch, aber das sagt man, zumindest heute, dem Ochsen besser nicht.