Dogliani, Müßiggang und Geschäftigkeit

Dogliani, Müßiggang und Geschäftigkeit

Städtische Routen

Dogliani, Müßiggang und Geschäftigkeit
Die Langa von Dogliani ist das Land des Dolcetto, wo die Trauben auf den steil über dem Tanaro gelegenen Höhen eine einzigartige Frische behalten, was diesen Wein zum Lieblingswein von Vittorio Emanuele II machte. An den tausend Steilhängen, die in Richtung Monforte d’Alba aufeinanderfolgen, hat der Wein hingegen einen stärker ausgeprägten Charakter.

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Die Langa des Dolcetto

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Dogliani hat eine weit zurückreichende Vergangenheit, wie prähistorische Funde belegen, und durchlief alle Etappen der Geschichte Italiens bis zur jüngeren Vergangenheit eines Präsidenten der Republik, wie Luigi Einaudi. Das im Mittelalter umkämpfte Dogliani geriet schnell in den Einflussbereich der Savoyer und erfuhr in den folgenden Jahrhunderten eine beachtliche wirtschaftliche und künstlerische Entwicklung. Es ist die Heimatstadt des eklektischen Architekten Giovanni Battista Schellino, sowie von Clemente Rovere und Luigi Einaudi. Auch Michele Ferrero, der Vater des Nutella, wurde hier geboren.

Dogliani ist seit jeher in zwei Dörfer geteilt: das ältere Borgo am Bach Rea und der hochgelegene und geschützte Ortsteil Castello. Beide Ortsteile sind sehr alt, wie das Museo Civico-Storico Archeologico (Städtische Geschichts- und Archäologiemuseum) „Giuseppe Gabetti“ auf einer faszinierenden Reise von der Urgeschichte bis zu unseren Tagen zu erzählen weiß. Schön ist auch das kuriose Museum der Votivbilder, ein eindrucksvolles Zeugnis der volkstümlichen Verehrung, die hier bis ins 17. Jahrhundert zurückgeht. Beide Museen befinden sich in der Nähe des Rathauses, dem ehemaligen Karmeliterinnenkloster, ebenso wie die schöne und geschmackvolle Bottega del Vino (Weinhandlung) in seinen Kellerräumen.

Erstaunlicherweise ist die Unterstadt nicht der modernere Ortsteil, sondern sie ist die erste mittelalterliche Ansiedlung und bewahrt noch die beiden Stadttore. Das obere ist beinahe intakt, mit den Wappen und dem Spitzbogen aus Stein. Das Zentrum kann man gut zu Fuß erkunden, in einem Gewirr aus Gassen, die von der Via Vittorio Emanuele und der kleinen Piazza Carlo Alberto abgehen. 

Aus dem Mittelalter hat Dogliani auch den wunderbaren, authentischen und lebhaften Markt bewahrt, der ein täglicher Beweis für die unternehmerischen Theorien des Luigi Einaudi ist. Der erste gewählte Präsident der Republik zog sich in „sein Dorf“ zurück, um in seinem Haus in San Giacomo seine Memoiren zu schreiben und Dolcetto zu erzeugen. 

So kombinierte er wie die alten Römer „Müßiggang und Geschäftigkeit“, so wie es sich für einen authentischen Intellektuellen und Wirtschaftswissenschaftler gebührte. Die humanistische Gabe seines Sohns Giulio, eines der größten Verleger Italiens, finden wir hingegen in der Bücherei, ein moderner Bau von Bruno Zevi, die Giulio der Stadt in Gedenken an seinen Vater stiftete. Dieses öffentliche Gebäude ist beliebt wegen der Begegnungen und Debatten, bei denen die Bücher als Kulisse dienen. Die Bücherei umfasst 20.000 Bände und ist, zusammen mit dem noch jungen, aber sofort erfolgreichen „Festival dei Nuovi Media“, der kulturelle Motor der Stadt.

In Dogliani und Umgebung tragen sehr viele Gebäude und Monumente, angefangen beim Rathaus, die unverwechselbare Handschrift des für seine kühnen Formen bekannten, eklektischen Architekten Giovanni Battista Schellino, auch der „Gaudí der Langhe“ genannt, dessen faszinierendstes Werk wohl der bildschöpferische Eingang des städtischen Friedhofs ist. Außerhalb der Stadtmauern sind die grandiose, neugotische Pfarrkirche des Schellino und die Bruderschaftskirche der Battuti des Gallo aus dem 17. Jahrhundert erwähnenswert, die an den gegenüberliegenden Ortseingängen stehen. 

Unter dem Dach des Marktes, gegenüber der Bruderschaftskirche, wird seit ewiger Zeit an Allerheiligen die „Cisrà“, die Armensuppe, verteilt, eine Erinnerung an die traditionelle Gastfreundschaft und Solidarität des Städtchens.

Sowohl vom unteren, als auch vom oberen Stadttor geht es an den alten Stadtmauern entlang hinauf nach Castello. Man kann aber auch direkt mitten von Borgo aus über den schönen, sogenannten Weg des Belvedere hinaufwandern, der bergab etwas weniger anstrengend ist.

Im Auto folgen wir vom Vorplatz der Bruderschaftskirche der Via Salita al Castello, die grün und schattig links des oberen Stadttors ansteigt. Oben auf der Anhöhe, noch hinter dem Torbogen Gabetti links von der gleichnamigen Straße, stehen mitten im Grünen noch die Fundamente der Burg, die während der üblichen Streitigkeiten im 16. Jahrhundert zerstört wurde. Der Torbogen Gabetti lässt uns in die Oberstadt ein. Auf der nahe gelegenen Piazza Grasso enden die meisten Sträßchen von Castello. 

Die neoklassizistische Kirche der Immacolata zeigt uns einen weniger eklektischen und rigoroseren Schellino, ebenso wie die restaurierte Pfarrkirche San Lorenzo, deren Fassade zwar romanische Spuren aufweist, die aber innen in achteckigen Formen völlig umgestaltet wurde. 

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Die Faszination von Castello entdeckt man bei einem Spaziergang durch die Straßen, wo man ab und zu Reste der Stadtmauern bemerkt, unerwartete Durchgänge und Bögen, uralte Palazzos und einfache Wohnhäuser. Wir bummeln weiter bis zur mehr als hundert Jahre alten Kastanie, die den Aussichtsbalkon des Belvedere beherrscht, mit der Burg rechts und dem Torre Civica (Stadtturm) oder Uhrenturm links, dem Wahrzeichen der Stadt.

Was heute „Castello“ genannt wird, ist in Wirklichkeit ein Wachturm aus dem 14. Jahrhundert, der Ende des 18. Jahrhunderts umgebaut wurde. An ihn schließt das Casa dei Perno di Caldera aus dem 16. Jahrhundert an, dass jedoch ein zweibogiges Fenster aus dem 15. Jahrhundert aufweist, ein Beleg für die komplexe Stratigraphie des Orts. 

Über die westlichen Bastionen der Via Cesare Battisti geht es wieder hinab zum unteren Stadttor, unter dem Gebäude Ritiro Sacra Famiglia (Altersheim Heilige Familie) vorbei, einem weiteren komplexen Werk des Schellino. Dann biegen wir in die Via Marenco ein und beenden den Rundgang auf der Piazza Don Delpodio, wo eine Gedenktafel an die Bombardierung am 31. Juli 1944 erinnert, über der noch immer das Geheimnis schwebt, wie Zeugen ein Flugzeug mit Nazi-Abzeichen über der Stadt gesehen haben wollen. 

Sehenswert sind in der Umgebung die aus dem 16. Jahrhundert stammenden Fresken von San Colombano im Ortsteil Casale, die Bildstöcke des Rosenkranzes und die Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie auf der Straße nach Belvedere und an der Straße nach Bossolasco die „Madonna del Latte (Stillende Madonna)“, ein herrliches Fresko aus dem 15. Jahrhundert, das in der am Fluss Rea gelegenen Wallfahrtskirche San Quirico „wiederentdeckt“ wurde.

Mit dieser letzten Überraschung verabschiedet sich das Städtchen, dass viel „größer“ ist, als seine 5000 Einwohner es vermuten lassen.

Text von Pietro Giovannini
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