Ein Bummel durch Alba

Ein Bummel durch Alba

Städtische Routen

Ein Bummel durch Alba
Die Geschichte Albas ist noch heute sichtbar. Der kleine Ortskern zeichnet noch immer perfekt das römische castrum nach (Via Vittorio Emanuele II, die Via Maestra und römischer cardo, und Via Cavour, der römische decumanus) und wartet mit vielen angenehmen Überraschungen auf. Beginnen wir mit den Erinnerungen an Alba Pompeia, wie die römischen Eroberer das Dorf der Ligurer nannten, das sie kolonisieren wollten.

Alba A Passeggiar Per La Città1
Alba A Passeggiar Per La Città2

Fast alle archäologischen Rundgänge finden zwangsläufig im Untergrund statt, da die heutigen Gebäude auf einem 2000 Jahre alten Stadtplan stehen. Das macht die Tour durch die Kellergeschosse noch faszinierender: von der Kathedrale zum Fremdenverkehrsamt, von der Kirche San Giuseppe zum historischen Sitz der Cassa di Risparmio. Ein Archäologe führt euch hinein in die römische Stadt.

Das mittelalterliche Alba ist gut zu sehen, mit den wenigen Türmen, die noch in voller Höhe in den Himmel ragen und den vielen, die auf Häuserhöhe gekappt wurden. Wer genau hinschaut, erkennt die Zeichen der alten Mächte auf den Fassaden und an den Ecken der Palazzos. Zurück in der Gegenwart beginnen wir unseren Rundgang mit dem Verwaltungszentrum und zugleich religiösem Herz von Alba, der Piazza Risorgimento, meist Piazza del Duomo genannt. Hier stehen sich die Kathedrale San Lorenzo und das Rathaus gegenüber und die höchsten mittelalterlichen Türme der Stadt ragen empor. Die Kathedrale San Lorenzo wurde vielfach umgebaut: Mindestens vier Kirchen standen an dieser Stelle und zuvor bereits etliche römische Tempel. Der entschiedenste Eingriff erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts durch Arborio Mella, der Stilelemente der Neugotik verwendete. In chronologischer Ordnung entstand die erste Kirche im 6. Jahrhundert. Zu den verschiedenen Überresten zählt ein bedeutendes Becken für die Ganzkörpertaufe Die zweite Kirche entstand um das Jahr 1000, und wurde erstaunlicherweise bereits dreischiffig angelegt, um das frühchristliche Taufbecken zu integrieren. Auch der erste Kirchturm stammt aus dem 10./11. Jahrhundert. Er diente dem heutigen Turm, der um das 12. Jahrhundert um ihn herum gebaut wurde, als Mittelpfeiler, der die Zugangstreppe stützte. Die schönen Sandsteinportale stammen ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert. Es ist also anzunehmen, dass im 12./13. Jahrhundert der erste Ausbau erfolgte, der die Fassade und den Turm betraf, auf den man gelegentlich hinaufsteigen kann, um die Stadt aus luftigen 40 Metern Höhe zu bewundern.

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Alba, di bianco e di rosso

Das weiße und das rote Alba

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Die dritte Kirche wurde Ende des Mittelalters von Grund auf neu erbaut, wobei man die Portale und den Kirchturm übernahm. Auftraggeber war der große städtische Erneuerer, Bischof Novelli. Die dreischiffige, auf dem Grundriss des Lateinischen Kreuzes angelegte Kirche im spätgotischen Stil wies eine Säulenhalle und ein elegantes Fassadenfenster an der Stelle auf, wo sich heute das Rosenfenster befindet. Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Kathedrale mehrfach umgebaut. Aber die Arbeiten waren nie so einschneidend wie die des Architekten Mella Mitte des 19. Jahrhunderts. Er gestaltete die vierte Kirche im neugotischen Stil. Der Architekt versah die Fassade mit dem riesigen Rosenfenster, vier Fialen und Nischen mit Statuen, die die Evangelisten symbolisieren und deren Akronym das Wort A.L.B.A. ergibt. Mella fügte sechs Seitenkapellen und die vieleckige Apsis hinzu. Vielleicht verschlankte er auch die sechs Säulen, die durch Spitzgewölbe verbunden sind. Die malerische Ausstattung besteht zum Großteil aus großen Gemälden wenig bekannter Maler des 18. und 19. Jahrhunderts, aber die Kirche wartet mit anderen Überraschungen auf, vor allem mit dem hölzernen Chorgestühl, das 1512 vom Kunsttischler Bernardino Fossati da Codogno aus Cremona angefertigt wurde. Ebenfalls im Bereich der Apsis befindet sich die Holzskulptur der Madonna Assunta, die Antonio Roasio aus Mondovì zugeschrieben wird. Bemerkenswert ist auch die Kapelle San Teobaldo. Sie ist reich an Gemälden aus dem 18. Jahrhundert und hütet auch den Marmorsarkophag des Heiligen. Im Eingangsbereich befinden sich das beachtliche Weihwasserbecken aus Marmor (1503) und die große Orgel auf der Empore.

Und schließlich ist das Museo Diocesano (Diözesanmuseum) ein Muss. Es befindet sich in der Krypta San Pietro und der Zugang erfolgt von der Piazza Rossetti oder durch eine Tür links des Presbyteriums. Hier werden interessante Steinmetzarbeiten ausgestellt, die von römischen bis zu spätmittelalterlichen Fundstücken reichen. Von der Krypta aus betritt man die Kellerräume der Kathedrale, in denen man die Stratigraphie des Orts ablesen und das Taufbecken aus dem 6. Jahrhundert bewundern kann. Noch eine schöne Sache: Der gesamte Rundgang ist barrierefrei. Wir befinden uns wieder an der Oberfläche und auf der Piazza, an der seit dem 14. Jahrhundert das Rathaus steht. Der Stil der gegenüberliegenden Palazzos mit ihren Laubengängen reicht von Barock über Neurenaissance bis zum Jugendstil auf solider, mittelalterlicher Grundlage. Dies ist die mondäne Seite mit ihren typisch piemontesischen Laubengängen, Geschäften, sowie Cafés und Restaurants mit ihren Terrassen. Im Palazzo Comunale, dem Rathaus, hütet der Ratssaal einige Meisterwerke, darunter einen Macrino. Neben dem Rathaus befindet sich das Fremdenverkehrsamt Langhe Monferrato e Roero. Dahinter schließt sich das Centro Studi „Beppe Fenoglio“ an, direkt im Haus des Schriftstellers, mit einer genauen Dokumentation der Geschichte Albas. Im obersten Stock kann man auch das außergewöhnliche Werk „Anticamera della Morte“ (Vorzimmer des Todes) von Pinòt Gallizio besichtigen. 

Aus Alba stammt einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, Beppe Fenoglio, der nur über diese Stadt und die Langa schrieb. In seinem avantgardistischen Stil erzählte er vom elendigen, bäuerlichen Leben im Unglück und vom ernüchterten Heldentum der Partisanen. Fenoglio war der Barde der Langhe und, da er ebenfalls Partisan gewesen war, der wahrhaftigste und härteste Dichter des tragischen Bürgerkriegs. Aus Alba stammt auch einer der größten Maler der letzten Avantgarde des 20. Jahrhunderts, der Situationistischen Internationale. Diese Idee verhexte, zum Spaß oder zum Spiel, einen eklektischen und sehr originellen Apotheker: Giuseppe - Pinòt - Gallizio, Vater der Industriellen Malerei und zusammen mit Asger Jorn und Piero Simondo, bildschöpferischer Erschaffer revolutionärer künstlerischer Visionen. Das Centro Studi muss man also besuchen, um voll und ganz in die Essenz der Hügel einzutauchen.

Wie in Asti gab es auch in Alba viel mehr mittelalterliche Türme, von denen heute etliche gekappt oder in Gebäude integriert sind. Die drei, die heute noch über der Piazza in den Himmel ragen, vermitteln uns eine Vorstellung vom Reichtum der Familien Albas, die den mächtigsten Händlern Astis Märkte und Einfluss streitig machten. Leider sind die Türme alle privat und wir können sie nur von außen bewundern.

Baulich ist der Torre Sineo genau gegenüber der Kathedrale der interessanteste, mit seinen 35 Metern Höhe und den eleganten dreibogigen Fenstern im oberen Teil. Der etwas niedrigere Torre Bonino an der Ecke Via Maestra weist hingegen auf halber Höhe ein kurioses Gurtgesims aus Stein auf und einfache Rundbogenfenster ganz oben. Der 30 Meter hohe Torre Astesiano hat ebenfalls einfache Bogenfenster und schließt mit einem auffälligen, dekorativen Fries aus doppelten Rauten ab. Der Turm steht bereits in der Via Cavour zwischen dem Palazzo Paruzza (Sitz der Banca d’Alba, mit einem Turm mit Loggia), dem gegenüberliegenden, gekappten Eckturm, der Turm der Apotheke genannt wird, und der Loge der Händler (Casa Sacco), einem der schönsten Palazzo aus dem 15. Jahrhundert in der Stadt. 

Im Anfangsbereich der Via Cavour erstreckt sich der mittelalterliche Teil Albas bis auf die nahe Piazza Pertinace. Der Platz verdankt sein heutiges Aussehen der Tatsache, dass im 19. Jahrhundert viele Gebäude, die die Kirche San Giovanni „erstickten“, abgerissen wurden. Die Via Macrino ging einst von der Via Cavour ab, während sie heute erst auf der anderen Seite der Piazza beginnt. So erklären sich die verstümmelten Fassaden und die blinden Laubengänge und das Tor des faszinierenden Gebäudes Casa Riva (15. Jh.). Die Kirche San Giovanni ist zwar die älteste nach der Kathedrale, wurde aber häufig umgebaut, inklusive einer Umkehr der Ausrichtung. Von den Fresken der ehemaligen Apsis können wir am Eingang rechts noch Spuren finden, die von der Orgelempore halb verdeckt werden. Heute weist die Kirche eine typische Fassade des piemontesischen Barock auf. Ab dem 16. Jahrhundert war die Kirche ein Augustinerkloster und erbte einen Teil der Werke der verschwundenen Kirche San Francesco, die einst am gleichnamigen Platz am anderen Ende der Via Cavour stand. Im Innern hütet die Kirche San Giovanni einige Kunstschätze, darunter ein Macrino und ein Zyklus des Gandolfino da Roreto, auch Gandolfino d’Asti genannt, und wertvolle Kunstwerke aus Holz. 

Hübsch anzusehen ist auch der Casa-forte Marro, der zwar durch eine Loggia im obersten Stockwerk verschönert wurde, aber noch den finsteren Eindruck eines Festen Hauses erweckt. An seinem Sockel befinden sich die Fundamente eines römischen Tempels, der an der „Piazza del foro“ (heute Piazza Risorgimento) stand, und den man über Treppen und eine Glasfläche besichtigen kann. Die Informationstafel vermittelt einen guten Eindruck vom ehemaligen Alba Pompeia

Auf dem Piazza Pertinace steht auch eine Bronzebüste des aus Alba stammenden, römischen Kaisers Publius Helvius Pertinax. Auf dem Sockel sind auf einer Karte die römischen Provinzen verzeichnet, in denen er seine Karriere durchlief.

Die Via Cavour endet an der Piazza Garibaldi, einst „Pontina“ genannt, wegen der historischen und heute nicht mehr vorhandenen Brücke Ponte Carlo Alberto, die der romantische Zugang zur Stadt war. Man kann noch einen Teil der nördlichen Bastionen an der einstigen großen „Piazza del bestiame“ (Viehmarkt) besichtigen, die aus den drei Plätzen Marconi, Prunotto und Cagnasso besteht, mit der im Piemont häufig anzutreffenden Halle des Rindermarkts. Dahinter kann man durch das Gassengewirr um die Via Manzoni bummeln, die zur Kathedrale zurückführt, vorbei an der Barockkirche San Giuseppe. Hier kann man auf den Kirchturm steigen oder die Reste eines römischen Theaters in den Kellerräumen besichtigen. Besonders interessant ist die Fassade des Casa Cantalupo-Paglieri, mit zweibogigen Fenstern aus Terrakotta (15. Jh.). Es steht zwischen der Piazza Marconi und der Via Manzoni in der Via Bosio, 5. Die Via Bosio wird zur Via Balbo, der wir in das Viertel der Priester folgen (umgrenzt von der Via Balbo, Via Giraudi und Via Como). Von der Umfassungsmauer einmal abgesehen wird hier der meiste Raum von religiösen Gebäuden eingenommen. Die Via Balbo mündet in die Via Acqui, die am ehemaligen Stadttor „Porta Cherasca“ (heute Piazza Monsignor Grassi) beginnt, wo eine antike Mauer noch an das römische Tor erinnert und das strenge, große Gebäude des Bischofssitz aufragt. Alba zählt mit Asti, Vercelli und Acqui Terme zu den ältesten Diözesen des Piemonts. Via Acqui mündet auf die hinter der Kathedrale gelegene, historische „Piazza delle Erbe“ (Kräutermarkt), heute Piazza Rossetti.

Der gut sanierte, stattliche, mittelalterliche Palazzo Caratti-Govone nimmt am Ende des Platzes fast einen ganzen Häuserblock ein und führt uns wieder in den historischen Salon der Stadt. Gegenüber befindet sich das ehemalige faschistische Gebäude des Civico Collegio Convitto. Es wurde in den 1930er Jahren als Unterkunft für die Schüler der namhaften Weinbauschule errichtet, die 1881 als eine der ersten Italiens eingeweiht wurde. Wir folgen der Via Generale Govone, vorbei an der Kirche Santa Caterina, die heute als orthodoxer Tempel genutzt wird. Wie haben den Theaterplatz erreicht (heute Piazza Vittorio Veneto). Das Theater „Busca“ ist das schönste Werk des Architekten Busca. Es wurde Ende der 1990er Jahre vollständig saniert und durch eine originelle Bühnenlösung verdoppelt. Die Bühne befindet sich in der Mitte der beiden Theatersäle und wird oft auf diese ungewöhnliche Weise genutzt. 

Von der Piazza aus folgen wir der Via Calissano, mit dem Klassischen Gymnasium „Govone“ und der Kirche San Domenico, die einst zusammen mit der Kirche Santa Caterina und den anderen Gebäuden des Areals im Besitz des mächtigen Dominikanerordens war. Das Gymnasium ist mehr als eine gewöhnliche klassische Provinzschule, denn hier lernte Beppe Fenoglio und unterrichteten Pietro Chiodi, Leonardo Cocito und Giuseppe Petronio. 

San Domenico ist das einzige nationale Monument der Stadt und ein herrliches Beispiel lombardischer Gotik, die auf ein romanisch proportioniertes Gebäude traf, dessen Gründung am 22. November 1292 belegt ist. Der Bau wurde dann 1474 fertiggestellt. 

Die dreischiffige Basilika ist rund 17 Meter hoch und 50 Meter lang mit einer fünfeckigen Apsis. Ein hoher, schlanker Wimperg schmückt mit seinem eigentümlichen Dreipassbogen und der Lünette den Eingang. Seine schlanke Form finden wir auch in den Fenstern, Bögen und Fialen der Fassade wieder, sowie im Innenraum, wo 10 Säulen mächtig und einsam in die Höhe streben und ein starkes Gefühl der Leere erzeugen. Sie sind mit dem für die Dominikaner typischen Schachbrettmuster dekoriert und weisen Heiligenfresken auf, die stark beschädigt sind. Nach oben schließen Kreuzrippengewölbe den leeren Raum ab. Sie sind mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert verziert, von denen noch viele unter dem dicken, barocken Putz versteckt liegen. Die restaurierten Kappenstücke weisen bedeutende Malerei im lombardischen Stil auf und wurden wahrscheinlich von der Seligen Margherita von Savoyen in Auftrag gegeben. Im Bereich der Apsis, vor allem in der linken Kapelle, befinden sich besser erhaltene Fresken, die der Schule von Mondovì zugeschrieben werden. Die heutige Kirche unterscheidet sich sehr vom ursprünglichen Bauplan. Von der Unterteilung in capella maior, bestimmt für die Liturgie des Klosters, und der äußeren Kirche, wo die Messe für die Gläubigen gefeiert wurde, gibt es keine Spuren mehr, abgesehen von einem Mauerwerk, dass einem Lettner entsprechen könnte, der die beiden Bereiche trennte (so wie in Vezzolano, siehe Route: Die Romanik von Castelnuovo Don Bosco). Wichtige Veränderungen wurden zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert vorgenommen, als das Kloster San Domenico aufgegeben und das Gebäude eine Pfarrkirche wurde. In dieser Phase gingen viele Fresken durch Umbauarbeiten verloren. In der napoleonischen Ära wurden die religiösen Orden abgeschafft. Das Kloster und die Kirche wurden zu öffentlichen Gebäuden degradiert und als Soldatenlager und Pferdestall benutzt. In der Ära der Restauration wurde die Kirche wieder geöffnet, aber es erfolgten weitere Umbaumaßnahmen. Die noch heute andauernde Sanierung begann erst in den frühen 1980er Jahren dank des großen Einsatzes der Famija Albeisa, einer historischen, städtischen Institution. Anfangs wurden die Arbeiten nur durch umfangreiche Spenden der Einwohner Albas bezahlt.

Der Platz vor der Kirche war einst als Piàssa dë scarpe (Schuhmarkt) bekannt, denn viele Plätze in Alba wurden im Jargon nach den dort gehandelten Waren benannt. Hier lohnt sich ein Blick auf den gekappten, mittelalterlichen Turm des Casa De Magistris mit dem Portal (18. Jh.). Schöne Fenster aus dem 15. Jahrhundert zieren das gegenüberliegende Casa Deca und weniger deutliche Spuren des Mittelalters finden sich auf weiteren Gebäuden des Viertels, wie Casa Deabbate–Alliana und Casa Cagnasso. An der Ecke Via Calissano und Via Maestra, wie die Via Vittorio Emanuele II von den Einwohnern genannt wird, steht das wuchtige Casa Fontana-Do, eines der besterhaltenen mittelalterlichen Wohnhäuser der Stadt. Eine Reihe von Terrakottafriesen ziert das Gurtgesims. Darüber befinden sich zwei große, heute zugemauerte Fenster und vor allem eine Loggia mit Spitzbögen (15. Jh.). Zum Haus gehörte auch ein Turm, der heute in den Palazzo eingebunden ist. Das ist auch bei dem Casa Stupino der Fall, das gleich um die Ecke an der Via Maestra liegt, in Richtung Piazza Savona, die heute Piazza Ferrero heißt. 

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Die Vororte von Alba

Die Vororte von Alba

Dann gibt es noch ein Alba, das die meisten nicht kennen, weil es außerhalb der Altstadt liegt. Mit den historischen Vororten Astis, den „Ventine“, kann Alba nicht aufwarten. Dennoch gibt es einige Sehenswürdigkeiten, die unterwegs in die Langa oder das Roero einen Besuch lohnen.

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In die andere Richtung führt die Via Maestra zur Piazza Risorgimento und schließt mit der schönen Kulisse des Rathauses ab. Erwähnenswert sind auf diesem Abschnitt mit der Hausnummer 6 der mittelalterliche Palazzo Bergui mit schönen Trompe l’oeil und zwei großen Terrakottafenstern (15. Jh.) und mit der Nummer 7 das Haus des großen Kunsthistorikers Roberto Longhi, an den eine Gedenktafel erinnert. Wir bummeln durch die elegante Via Maestra, wo neben vornehmen Schaufenstern mit Markenartikeln und Trüffel auch einige noble Palazzos zu finden sind, wie der Palazzo dei Conti Belli (Nr. 16-18) aus dem 16. Jahrhundert, der aber auf einem bereits bestehenden Gebäude errichtet wurde, mit einem gekappten Turm aus Stein und bedeutenden Innenräumen mit bemalten Kassettendecken. An dem kleinen Platz Ecke Via Belli steht der spätmittelalterliche Palazzo dei Conti di Serralunga, der aber im Hof eine seltene Renaissance-Loggia aufweist, die als Modell für das Casa d’Alba im nachgebauten mittelalterlichen Dorf in Turin diente. Hier an diesem kleinen, namenlosen Platz, den die Einwohner Piazza della Singer nennen, stand Anfang der 1940er Jahre die erste Konditorei der Gebrüder Ferrero. 

Wir gehen weiter und sehen links das große Kloster der Magdalena mit der gleichnamigen Barockkirche. Das Kloster wurde 1441 von der Seligen Margherita von Savoyen gegründet. Heute befinden sich hier die 21 Ausstellungsräume des „Museo Civico Archeologico e di Scienze Naturali (Städtischen Archäologischen und Naturwissenschaften Museums) „Federico Eusebio“  mit einer archäologischen Sammlung, mit Steinen und Gräbern des neolithischen und römischen Albas, und einer naturwissenschaftlichen, die einen Überblick über die heimische Flora und Fauna gibt. In dem Gebäudekomplex befinden sich außerdem die Bücherei „Giovanni Ferrero“ sowie der Tagungssaal „Beppe Fenoglio“ und jedes Jahr findet im weiten Innenhof die große Fiera del Tartufo Bianco d’Alba statt. Die Kirche der Maddalena mit der elliptischen Kuppel ist ein Werk des Meisters des Piemontesischen Barocks, Bernardo Vittone, und ähnelt einem Boudoir für adlige Damen. Besonders sehenswert sind eine hölzerne Christusstatue aus dem 15. Jahrhundert, das aus 48 intarsierten Stühlen bestehende Chorgestühl (18. Jh.) und die Urne, in der die Reliquien der Seligen noch bis vor einigen Jahren aufbewahrt wurden. Heute befinden sie sich im Dominikanerinnenkloster im Ortsteil Madonna di Como. Die unvollendete, barock geschwungene Ziegelfassade im Stil des Palazzo Carignano in Turin ist ein piemontesisches Unikum.

Wir gehen vorbei an der Kirche San Damiano bis zum Casa Varaldi im Jugendstil (Nr. 32) und dem gegenüberliegenden Palazzo Mermet mit seinem umgebauten Turm an der Ecke Via Giacosa. Hier, an der „Ecke des Kinos“, war die ehemalige Buchhandlung Marchisio für lange Zeit ein intellektueller Treffpunkt. Das Gebäude bewahrt eine wertvolle Holzkassettendecke. Die benachbarte Drogerie weist noch die Amphoren und die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts auf. Der Bummel durch die Via Maestra führt vorbei an wahren Schmuckstücken des frühen 20. Jahrhunderts, wie der wunderbaren Konditorei. An der Ecke Via Mazzini steht hingegen der zweite Palazzo Bergui, ein Meisterwerk des Jugendstils, mit einem ausgefeilten Erkerfenster, das die Straße beherrscht.

Die Via Maestra schließt mit der berühmten Uhr ab, unter der man sich üblicherweise verabredet. Wir sind auf der Piazza Savona, heute Piazza Michele Ferrero, angekommen. Sie ist das wirtschaftliche Herz Albas. Die Piazza ist das Durchgangstor von der Altstadt in die neueren Viertel. 

Ein paar Schritte von der Piazza Ferrero entfernt verdient der Tempel von San Paolo einen Abstecher. Es ist ein imposantes Sakralgebäude, das von der 1914 von Don Giacomo Alberione gegründete Familie Paolina erbaut wurde. Der Tempel wurde 1928 für den Gottesdienst geöffnet. Von großem Wert ist das majestätische 1964 erbaute Bronzeportal, das im Relief der Türen Episoden aus dem Leben des Heiligen Paulus erzählt.

Dann zurück zur Piazza Ferrero. Hier entstanden die berühmten Fotos vom Traubenmarkt, der Platz voller Karren und die Terrassen der Cafés voller Sòȓa (Betrüger), stets bereit, die arglosen Mitmenschen beim Billard, Kartenspiel oder Wetten auszunehmen.

Die Hochburg der Wetten war allerdings der Ballspielplatz Mermet, den man erreicht, wenn man rechts in die auf der gesamten Länge mit Laubengängen geschmückte Via Roma einbiegt und etwas weiter wieder rechts in die kleine Via Toti. Hier wurde Faustball gespielt (auf Piemontesisch Balon), der Hauptsport der Langa. Und hier am Mermet, noch eher als im Umberto, dem Café Fenoglios, im Calissano, dem „Café der Herren“, oder im Savona, dem Reich des Giacomo Morra, einem Klassehotel mit Restaurant und Billardsaal, konnte man bei Geschäften und Wetten wirklich Hab und Gut verlieren. Der noch heute für die italienischen Meisterschaften genutzte Mermet ist nicht bloß ein einfaches Spielfeld: Er ist ein Denkmal. Die drittälteste Sportarena Italiens (und eine der ersten zehn in Europa) wurde 1857 gegründet, nach der Einstellung des Spiels auf der Piazza del Duomo, wo allerdings im Rahmen der Trüffelmesse noch immer eine Partie im Jahr stattfindet. Auf dem Mermet haben die großen Champions gespielt und hierher kamen Generationen von Sportreportern, wie Giovanni Arpino, und einfache Leute aus den Langhe. Die Via Roma mündet in die Allee des Bahnhofs.

Kurz hinter dem Bahnübergang erhebt sich der heidnische Tempel, der von allen Leckermäulern der Welt vergöttert wird: die Nutella-Fabrik Ferrero. Diese gewinnende Seite Albas ist leider nicht zu besichtigen, daher fotografieren sich die Touristen vor dem Werkstor. Sie tauchen jedoch auch in die Kultur ein, dank der hochrangigen Ausstellungen, die die Fondazione Ferrero organisiert.
Text von Pietro Giovannini

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